EDIFACT

EDIfact in der Logistik 

Der Electronic Data Interchange for Administration, Commerce and Transport ist ein Standard für den elektronischen Austausch von Geschäftsnachrichten entlang der Wertschöpfungskette. Er ist international, wo erforderlich branchenspezifisch und unabhängig von der benutzten technischen Kommunikationsplattform. Verantwortlich für den Standard ist eine Einrichtung der Vereinten Nationen.

 

Was ist EDIfact?

Der EDIfact-Standard besteht aus einer Vielzahl von normierten Datensatzdefinitionen. Diese Datensatzdefinitionen nennt man Nachrichtentypen. Sie entsprechen jeweils den verschiedenen Typen von Geschäftsnachrichten. Der Nachrichtentyp INVOIC übermittelt Rechnungsdaten, ORDERS Bestelldaten oder DELFOR Lieferabrufdaten, um nur einige zu nennen.

 

Jede Branche benötigt für ihre Geschäftsprozesse eigene Nachrichtentypen, deren Inhalte branchenspezifisch abgestimmt sind. Das wird im EDIfact-Standard durch Subsets abgebildet. Subsets bestehen aus Nachrichtentypen, die für die jeweilige Branche ausgeprägte Datenfelder enthalten. So enthält der Subset EDIFOR alle für die Speditionsbranche notwendigen Nachrichtentypen. Beispiele sind der EDIFOR Speditionsauftrag oder der EDIFOR Entladebericht. 

 

Der EDIfact-Standard wird kontinuierlich weiterentwickelt. Auf Grund komplexer und spezieller Geschäftsprozesse kann es Geschäftsnachrichten geben, für deren Daten in den Nachrichtentypen keine Datenfelder zur Verfügung stehen. In diesem Fall werden Datensender und Datenempfänger bilateral über eine EDI-Vereinbarung eine Übertragung dieser Daten möglich machen.

 

Die Aufbereitung der Nachrichtentypen beim Sender kann entweder durch das zuständige Applikationsprogramm selbst oder durch einen Konverter erfolgen. Im letzteren Fall übernimmt der Konverter strukturierte Daten von der Applikation und füllt die Datenfelder des Nachrichtentyps nach definierten Regeln. Vergleichbar wird auf der Empfängerseite verfahren.

 

EDIfact in der Logistik und im SCM – Ein Beispiel aus der Fertigungsindustrie

Das Supply Chain Management, auch mit SCM bezeichnet, beschreibt Material- und Werteflüsse entlang der Wertschöpfungskette. Der Wert- und Materialfluss beginnt beim Rohstofflieferanten und endet beim Besteller des fertigen Produktes oder der Leistung. Der normierte elektronische Austausch von Geschäftsnachrichten begleitet diese Material- und Werteflüsse sowohl vom Kunden in Richtung Rohstofflieferant als auch in umgekehrter Richtung. 

 

Ein mit einer EDIfact-Nachricht verschickter Kundenauftrag startet im Fertigungsunternehmen eine Verfügbarkeitsprüfung des bestellten Produktes. Bei positivem Ausgang wird ein Versandauftrag generiert, dem Kunden über den entsprechenden Nachrichtentyp ein Lieferavis und die Rechnungsdaten übermittelt. Bei negativem Ausgang der Verfügbarkeitsprüfung wird im produzierenden Unternehmen ein Fertigungsauftrag generiert. Über eine Stücklistenauflösung wird ermittelt, ob alle erforderlichen Vormaterialien vorhanden sind. Ist dies nicht der Fall, werden über automatisch generierte EDIfact-Nachrichten die nötigen Nachbestellungen ausgelöst. Die Vorgänge in der Logistik des Zulieferers sind vergleichbar mit den Abläufen im Fertigungsunternehmen. Dieses Zusammenspiel zwischen SCM und EDIfact setzt sich entlang der Wertschöpfungskette fort und wird erst beim Rohstofflieferanten enden.

 

Vor- und Nachteile des normierten elektronischen Datenaustausches

Der EDIfact-Standard ist bis auf wenige Ausnahmen international. In einer globalisierten Welt sind daher Geschäftspapiere, die in jedem Land durch die EDIfact-Standardisierung verständlich und elektronisch transportierbar sind, ein unschätzbarer Vorteil.

 

Durch die Standardisierung der Nachrichtentypen und deren kontinuierliche Weiterentwicklung ist gewährleistet, dass fast alle Typen von Geschäftsnachrichten übertragen werden können. Die Anzahl der bilateralen EDI-Vereinbarungen wird minimiert. Kostenaufwändige Änderungen an EDV-Programmen entfallen.

 

Durch EDIfact werden die logistischen Vorgänge im Unternehmen beschleunigt. Eingehende Daten stehen sofort in den entsprechenden Applikationen zur Verfügung. Die zeitaufwändige manuelle Erfassung entfällt und der Mensch muss nur noch in Ausnahmefällen eingreifen.

 

Dem steht eine erhöhte Abhängigkeit von der technischen Infrastruktur und den elektronischen Kommunikationswegen entgegen. Dem lässt sich durch geeignete Maßnahmen, wie eine redundante Auslegung von Technikkomponenten begegnen.

 

 

Zusammengefasst bedeutet der Einsatz von EDIfact eine bedeutende Kostenersparnis und eine Minimierung der Fehlerrate durch die Vermeidung der manuellen Datenerfassung. Der wichtigste Wettbewerbsvorteil ist die Beschleunigung der Geschäftsprozesse in der Logistik und im SCM.