Viele Köche verderben nicht den Brei, zuerst aber eine Annäherung an den Begriff Supply Chain Management (SCM)
Eine Schlüsselfunktion in der Logistik ist das Supply Chain Management (SCM), das Management der Lieferkette. Grundfunktionen eines Unternehmens sind das Beschaffen, Herstellen und Liefern von Produkten. Diese Funktionen übernehmen verschiedene Glieder einer Kette. Das Supply Chain Management übernimmt die Koordination der einzelnen Glieder. Im traditionellen SCM geschieht dies zwischen Hersteller, Kunden und den Zulieferern; eine erweiterte Kommunikation mit den nach- oder vorgelagerten Gliedern der Kette findet nicht statt.
Ein Beispiel: Ein Hersteller von Gemüsekonserven ist mit seinen Zulieferern, den Gemüsebauern, und mit seinen Kunden, dem Großhandel, per EDV vernetzt. Die Kommunikation endet dort. Hersteller, Spediteure, Handel und Verbraucher sind nicht miteinander verbunden.
Der Großhandel gibt seinen Bedarf weiter an den Hersteller, häufig mit Hilfe statistischer Erfahrungswerte aus der Vergangenheit. Häufig taucht ein Problem auf. Nachfrageschwankungen auf der Verbraucherseite werden nicht direkt an den Hersteller weitergegeben sondern erreichen erst dann den Hersteller, wenn der Großhandel die Differenz zwischen Bestand und Nachfrage bemerkt und dementsprechend seine Prognose anpasst. Bis zu diesem Zeitpunkt hat der Hersteller mit den alten Zahlen gearbeitet und es entsteht eine Lücke zwischen tatsächlichem Bestand und der Nachfrage. Schließlich beißen den Letzten die Hunde. Die Lücke ist am größten am Ende der Lieferkette, den Lieferanten der Gemüsebauern, zum Beispiel den Saatgutproduzenten. Dies ist der sogenannte Peitscheneffekt, die Peitsche schlägt an ihrem Ende am heftigsten aus.
Collaborative Commerce (C Commerce)- Ein Helfer aus dem Dilemma
Das Geschäftsmodell Collaborative Commerce verstärkt die digitale Zusammenarbeit der Firmen einer Lieferkette. C Commerce vernetzt die wesentlichen Bereiche eines Unternehmens auf der vertikalen Ebene, Forschung und Entwicklung, Beschaffung, Produktion, Logistik und Vertrieb. Horizontal vernetzen sich alle Unternehmen, die an der Wertschöpfungskette des Herstellers beteiligt sind, und das bis zum Lieferanten des Lieferanten des Herstellers und dem Endkunden des Kunden des Herstellers. Der Endkunde kann eigenständig Informationen abrufen und Eingaben tätigen, die die gesamte Lieferkette beeinflussen. Dieses Modell ermöglicht eine hochflexible Fertigung mit zeitnaher Auslieferung individueller Einzelstücke, die am Fließband gefertigt wurden.
Der Nutzen für die Logistik
Im Beispiel oben gibt der Einzelhändler seinen veränderten Bedarf ins Netz, der Saatguthersteller kann zeitnah seine Produktion anpassen. An diesem Netzwerk sind Spediteure, Hersteller, Lieferanten, Distributeure, Händler und Konsumenten beteiligt. Die Kommunikation ist offen, alle können schneller reagieren und ihre Prozesse der realen Nachfrage anpassen. Früchte der Zusammenarbeit sind niedrige Bestände, kurze Durchlaufzeiten, hohe Termintreue und niedrige Kosten.
Die Nachteile
Die Einführung dieses Geschäftsmodells ist aufwändig. Die verschiedenen Geschäftsprozesse müssen auf Basis des Internets integriert werden. ERP, CRM und Supply Chain Management Anwendungen werden über Schnittstellen verbunden. C-Commerce erfordert eine neue Unternehmenskultur, die Unternehmen müssen die Mauern zu Lieferanten Kunden und Konsumenten einreißen. Auf der Ebene der Datensicherheit bedeutet dies ein völliges Umdenken, Regeln für den Zugriff auf die Daten müssen neu definiert werden. Dies wird noch ein langer Weg sein, notwendig aber mit Blick auf Prozesseffizienz und Kostensenkung.